
Interview mit @Naehideeminimo
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LOVE IN EVERY STITCH - Die Familienkollektion
Die Idee, mit Monika von @naehideeminimo und ihrer Familie ein Fotoshooting zu machen, entstand spontan bei unserem Treffen auf der Messe in Köln. Denn sie hat unglaublich viel aus unseren Schnittmustern genäht und zwar nicht nur für sich, sondern für die gesamte Familie!
Dass es dann so schnell zu einem Wiedersehen kommen würde, hatten wir da noch nicht geahnt. Als Monika uns erzählte, dass sie mit ihrer ganzen siebenköpfigen Familie nach Berlin kommt, konnten wir es kaum glauben.
Doch tatsächlich besuchte sie uns – mit Kind, Kegel und jeder Menge selbstgenähter Lieblingsstücke.
Aber nun mal zu unserem Interview:
Wann und warum hast du mit dem Nähen angefangen?
Ich habe angefangen zu nähen, als ich ca. 14 Jahre alt war. Der Grund war ganz einfach: Ich habe mir heimlich die von meiner Mama genähten Hosen enger genäht. Das Ergebnis war so mittel :) Die Begeisterung meiner Mutter: auch mittel.
Irgendwie weckte dieses erste Nähen vermutlich meine Nähleidenschaft, Kleidung so zu nähen, wie ich es haben will. So wagte ich mich an richtige Nähprojekte. Anfangs mit Unterstützung meiner Mama, die mir die Grundkenntnisse beigebracht hat.
So nähte ich mir als Jugendliche aus „Restcoupons“ von damaligen Augsburger Stoffherstellern meine manchmal „vogelwilden Modelle“. Schon damals trug ich sehr gerne Kleider und Röcke, am besten lang und bauchfrei.
Wie hast du von Schnittmuster_Berlin erfahren und welcher war der erste Schnitt von uns?
Das ist mindestens 12-13 Jahre her. Ich war für meine zwei großen Kinder auf der Suche nach einem Schnittmuster für einen „One Piece Overall“ und bin so auf Schnittmuster Berlin gestoßen.
Gefunden habe ich tatsächlich mehr Schnittmuster, die mir gefallen haben. Unsere ersten Schnittmuster von Schnittmuster Berlin waren:
One Piecenepiece Overall Ike, Kleid Nora, Bluse Milla.
Welcher ist im Laufe der Zeit dein Lieblingsschnitt von Schnittmuster Berlin geworden?
Einen richtigen Lieblingsschnitt habe ich nicht und ich habe wirklich viele.
Unter die Top Ten fallen auf alle Fälle bei meiner Familie und mir im Moment:
Hose Anke, Kleid Nora, Kleid Jill, Hose Viola, Rockhose Chicago, Jacke Atlanta, Kleid Martha, Shirt Benedikt, Hose Dean, Hose Friedrich und noch viele viele mehr.
Wie ist aus dem Hobby ein eigenes Geschäft geworden?
Es ging los, dass mich immer mehr Menschen fragten, ob ich etwas für sie nähen könne. Ich nähte damals viele personalisierte Täschchen und Emilflaschenüberzüge usw. und natürlich „besondere“ Kleidung für unsere damals 4 Kinder. Sehr gerne nähte ich einen Geschwisterlook und oftmals Partnerlook für die Puppen, das ist natürlich aufgefallen.
Hach, wie habe ich das geliebt. (schwärmt in Erinnerungen)
Recht zeitnah nach der Geburt unseres 5. Kindes meldete ich mein Gewerbe „Nähidee minimo“ an und verkaufte meine Produkte auf Märkten und nahm Bestellungen an.
Nähen konnte ich am Abend, auch mal in der Nacht, so wie es mit den Kindern halt zeitmäßig ging. Priorität hatten aber immer die Kinder.
Ja und dann setzte sich dieser Floh in mein Ohr: Ich könnte einen Stoffladen eröffnen.
Da ich ein sehr spontaner Mensch bin, vielleicht ein wenig ein Freigeist (mein Mann Gott sei Dank ebenso), eröffnete ich im Januar 2013 meinen minimo Stoffladen.
Damals mit nur einem Öffnungstag in der Woche.
Ganz viel Unterstützung bekam ich - und bekomme ich immer noch - von meinem Mann und meinen Kindern.
Bald kamen Nähkurse hinzu, ebenso konnte ich meine Öffnungszeiten mit dem Größer werden der Kinder erweitern.
Was ist oder war für dich die größte Herausforderung in deiner Selbständigkeit?
Die größte Herausforderung ist die Abgrenzung von Arbeit und Freizeit. Da meine Arbeit mein absolutes Herzblut ist und mein Stoffladen in unserem Haus untergebracht ist, schaffe ich diese Abgrenzung kaum.
Was liebst du am Stoffeinkauf für dein Geschäft?
Ich liebe es, Stoff einzukaufen - wer hätte es gedacht :)
Ich liebe es, in Farben und Materialien zu schwelgen und vielleicht schon mit dem einen oder anderen Modell im Kopf.
Oft denke ich bei einer Stofforder an die eine oder andere Kundin.
Wichtig ist mir, dass die Stoffe mindestens in Europa hergestellt werden, teilweise in Deutschland.
Sehr froh bin ich, dass sich meistens eine meiner Töchter Zeit nimmt, um mich bei der Order zu unterstützen. So treffe ich den Geschmack der jüngeren Generation sehr gut.
Wann hast du angefangen, für deine Familie zu nähen?
Mein erstes „Benähopfer“ war mein Mann. Damals, noch ganz frisch verliebt, mit knackigen 20 Jahren, nähte ich meinem Mann die verschiedensten Hemden. Mit der Geburt unserer Kinder kam dann ja immer ein neues „Opfer“ dazu.
Beim Nähen ist ja das Ergebnis manchmal überraschend… Gab es besondere Erfolge oder Misserfolge dabei?
Ja, Überraschungen gab es immer wieder: ich nähte natürlich auch „Schrank-Leichen“, Schnitte, die man sich anders vorgestellt hat.
Mein blödester Misserfolg - der leider immer wieder vorkommt - ist, dass ich Kleider und Hosen manchmal zu kurz abschneide. Das ist mega ärgerlich, aber ich konnte das mitunter schon mal mit einer Verlängerungsrüsche lösen.
Nähen deine Kinder auch selbst oder lassen sie sich lieber benähen?
Meine Kinder haben alle genäht. Es wurde neu genäht, aber auch Kleidung von Papas Schrank oder vom Secondhandladen abgeändert.
Die Mädchen nähen immer wieder mal mehr, mal weniger. Es scheitert oft an dem Faktor Zeit. Es sind halt oftmals andere Dinge wichtiger. Meine mittlere Tochter Amelie näht im Moment am meisten, da sie mittlerweile meine Kindernähkurse mit viel Freude leitet.
Da unsere Kinder sozusagen im Stoffladen groß geworden sind, haben sie alle seeeehr genaue Vorstellungen, wie ihre Kleidung auszusehen hat. Was nähtechnisch nicht immer einfach ist.
Was mir sehr viel Freude bereitet? Dass sich meine Kinder sowie mein Mann, als Fotomodell zur Verfügung stellen.
So gibt es oft ein Kleidungsstück gegen ein Foto.
Im Vorfeld hast du berichtet, dass deine Familie den Nachhaltigkeitsgedanken am Selbstgenähten so mag. Wie müssen wir uns das vorstellen?
Da einige meiner Familienmitglieder eine ähnliche Kleidergröße, sowie einen ähnlichen Kleidungsstil tragen, können wir wunderbar Klamotten untereinander tauschen und sparen somit im Sinne der Nachhaltigkeit und können doch aus dem Vollen schöpfen.
Durch die selbstgenähte Kleidung herrscht hier ein sehr bewusster Konsum, da jeder weiß, wieviel Arbeit und welcher Wert in jedem einzelnen Kleidungsstück steckt.
Der Unterschied zur Kleidung von der Stange zur selbstgenähten Kleidung ist, dass die Klamotten selbst kreiert werden, nach den eigenen Vorlieben, Lust und Laune und man irgendwie keiner Mode unterworfen ist.
Welche war deine erste Nähmaschine?
Meine erste eigene Nähmaschine kaufte ich mir mit 19 Jahren von meinem ersten Gehalt. Es war eine Pfaff “dualmatic 955”.
Sie funktioniert immer noch und wird auch immer noch von meinen Kindern genutzt.
Ein bisschen langsamer ist sie halt geworden.